Die Geschichte unseres Altbaus reicht bis ins Jahr 1934 zurück. Im Zuge des Maschseebaus errichteten die Nationalsozialisten das Gebäude als eine Jugendherberge. Benannt wurde diese nach Paul von Hindenburg (*02.10.1847-02.08.1934), dem kurz zuvor gestorbenen Reichspräsidenten und Chef der Obersten Heeresleitung im Ersten Weltkrieg. Das Baugrundstück an den Ufern des Maschsees stellte die Stadt Hannover zur Verfügung. Am 28.10.1934 erfolgte die Grundsteinlegung des zweigeschossigen Baus, der nach einem Jahr Bauzeit durch Baldur von Schirach (*09.05.1907-08.08.1974), dem Reichsjugendführer, eröffnet wurde. Die Anwesenheit des Reichsjugendführers zeigt, welche Bedeutung die erste Jugendherberge Hannovers für die Nationalsozialisten hatte.
Spätestens ab Februar 1937 wurde ein Gebäudeflügel dauerhaft als Führerschule genutzt. Hier wurden Einheiten der Hitler-Jugend (HJ) und des Bundes Deutscher Mädel (BDM) weitergebildet und auf ihre spätere Aufgabe als sogenannte „Elite des Reiches“ vorbereitet. In direkter Nachbarschaft entstand 1938 ein HJ-Heim mit großem Gelände. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Jugendherberge im Zuge der massiven Bombenangriffe auf Hannover stark zerstört.
Nach dem Ende des Krieges übernahm am 31.08.1945 die Freie Waldorfschule Hannover-Maschsee das notdürftig sanierte Gebäude (heute: Rudolf-von-Bennigsen-Ufer 70). Die Waldorfschule Hannover, ansässig in einer Villa in der Jägerstraße 12a, musste 1939 aufgrund anhaltender Repressionen seitens der Nationalsozialisten als eine der letzten deutschen Waldorfschulen geschlossen werden. In einem Dekret Reinhard Heydrichs (*07.03.1904-04.06.1942), dem Leiter des Reichssicherheitshauptamtes, heißt es über die Waldorfpädagogik: „Die auf der Pädagogik des Gründers Steiner aufgebauten und in den heute noch bestehenden anthroposophischen Schulen angewandten Unterrichtsmethoden verfolgen eine individualistische, nach dem Einzelmenschen ausgerichtete Erziehung, die nichts mit den nationalsozialistischen Erziehungsgrundsätzen gemein hat.“ Im Zuge der Neugründung unserer Schule unter alliierter Besatzung im Jahre 1945 wurde eine neue Unterkunft benötigt. Die Waldorfschule ist bis heute in dem bereits mehrmals sanierten Bau ansässig.
Nach der auf den ersten Blick nicht sonderlich üppigen Quellenlage scheint eine intensivere Auseinandersetzung mit dem dunklen Kapitel des Gebäudes interessant. In der Festschrift „Kraftvoll. Mutig. Erneuernd. 90 Jahre Freie Waldorfschule Hannover-Maschsee“ (Langenhagen 2016) heißt es lediglich „1945 zog die Schule in die im Krieg stark beschädigte Jugendherberge am Maschsee“.
Quellen (29.05.2022):
https://www.ns-zeit-hannover.de/hitler-jugend-hannover/hitler-jugend-heime/
https://vereins.fandom.com/wiki/Hitler-Jugend_in_Hannover
https://www.arcinsys.niedersachsen.de/arcinsys/start.action?oldNodeid=
https://www.hannover.de/content/download/826268/file/Chronik+1+bis+1988.pdf