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Klavierstimmer

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Bereits seit dem frühen 18. Jahrhundert wird in verschiedenen Quellen das Klavierstimmen erwähnt. Damals noch nicht als Beruf anerkannt, ist es heute ein Ausbildungsberuf. Um Klavierstimmer*in zu werden, erlernt man heutzutage zuerst den Beruf des Klavier- und Cembalobauens. Dann erfolgt eine zusätzliche Ausbildung zum Klavierstimmen. Als Klavierstimmer*in braucht man ein sehr feines Gehör, da die bis zu 250 Saiten des Instrumentes alle einzeln gestimmt werden müssen. Doch was macht man als Klavierstimmer*in eigentlich noch alles? Ein Überblick:

Ein Klavier wird gestimmt.
Quelle: https://www.saveandtune.com/

Die Ausbildung:
Die Ausbildung, welche 3,5 Jahre dauert, ist wie ein duales Studium aufgebaut. Man erlernt die Praxis in seinem Betrieb (es gibt in Deutschland 78 ausbildende Betriebe) und besucht dann abschnittsweise eine Berufsschule, in der man eingehender mit der Theorie und Praxis des Musikinstrumentenbaus vertraut gemacht wird. Es gibt in Deutschland nur eine einzige Berufsschule dieser Art. Es ist die Oscar Walcker Schule in Ludwigsburg bei Stuttgart, wo man neben Klavier- und Cembalobauer*in auch Orgelbauer*in und Metall- oder Holzblasinstrumentenmacher*in werden kann. Die Ausbildung zum Klavier- und Cembalobau beinhaltet:

• Das Verarbeiten von z. B. Holz, Metall und Filz
• Das Stimmen der Instrumente (wichtig für die Klavierstimmer*innen)
• Das Reparieren und Instandhalten von Klavieren und Cembali, teilweise auch sehr alter Instrumente
• Den Bau von neuen Instrumenten (also das Zusammensetzen von ca. 11.000 Einzelteilen.)
• …

Weiterbildung:
Natürlich kann man sich nach der abgeschlossenen Ausbildung noch weiterbilden: Man kann z. B. den Meistertitel in Klavier- und Cembalobau erwerben, Musikinstrumentenbau studieren, Holztechniker*in dazulernen und vieles mehr.

Die Mechanik unseres Flügels. Quelle: eigenes Bildmaterial

Das Berufsleben:
Hat man die Ausbildung abgeschlossen, kann man sich einen Klavierbaubetrieb suchen, bei dem man arbeiten möchte oder eröffnet (aber das geht nur mit Meistertitel) ein eigenes Geschäft. Heutzutage bauen die meisten Geschäfte keine eigenen Klaviere mehr, sondern spezialisieren sich auf den Verkauf bestimmter Klaviermarken (Steinway & Sons, Grotrian Steinweg, C. Bechstein, Yamaha, W. Hoffmann, Kawai …) an Privatpersonen oder Konzerthäuser. Manche Betriebe haben zudem eine Werkstatt zur Restaurierung alter Instrumente.
Weiterhin betreiben die Geschäfte einen Außendienst, in dem die Klavierstimmer*innen zu den einzelnen Kund*innen fahren, um deren Klaviere zu stimmen, zu intonieren oder kleinere Reparaturen vorzunehmen – schließlich können nicht alle Kund*innen mit Klavieren und Flügeln zu den Geschäften hinfahren. Als Klavierstimmer*in hat man auch die Möglichkeit in den Konzertbetrieb einzusteigen, d. h. vor großen Konzerten die Instrumente für die Künstler*innen nochmals extra zu stimmen und zu intonieren. Meistens bekommt man dann auch eine Eintrittskarte für die Veranstaltung.

Die Mechanik unseres Flügels von der Seite.
Quelle: eigenes Bildmaterial

Das Stimmen:
Hierbei stellt man entweder per Gehör oder mit Hilfsmitteln wie Stimmgabeln und elektronischen Messgeräten fest, ob klangliche Abweichungen an einem Ton vorliegen. Ist der Ton zu tief, spannt man die Saite und ist der Ton zu hoch, löst man die Saite mit einem Stimmschlüssel. Dadurch kann man den Ton perfekt einstellen.

Das Intonieren:
Das Intonieren ist entscheidend für den Klang und wieviel Spielraum die Dynamik hat. Beim Intonieren wird mit Nadeln in die Hammerköpfe gestochen, um sie aufzulockern und den idealen Klang herzustellen. Hierbei können auch schon Kund*innenwünsche zum Klang berücksichtigt werden. Die Hammerköpfe im Bassbereich erhalten 60 bis 100 Stiche, ganz oben erhalten die Hammerköpfe teilweise überhaupt keine Stiche mehr, da oben deutlich mehr Spannung benötigt wird. Auch kann man durch das Einstellen kleinster Schrauben den optimalen Klang erreichen. Würde man das Klavier nicht intonieren, könnte keine lebendige Dynamik erzeugt werden, d. h. alle Töne wären ähnlich laut. Erst durch das Intonieren können verschiedene Lautstärken erzeugt werden. Auch ob das Instrument weich oder hart klingt entscheidet die Intonation.

Das Reparieren:
Immer wieder müssen Reparaturen an den Klavieren vorgenommen werden. Das sind meistens neben Arbeiten an der Mechanik das Ersetzen von gerissenen oder sich auflösenden Saiten sowie die Justierung einzelner Bauteile. Aber auch vollständige Restaurierungen sind mitunter nötig.

Ein Klavier wird intoniert.
Quelle: www.pianoraum.de

Fazit:
Ich glaube, dass Klavierstimmer*in oder Klavier- und Cembalobauer*in sehr interessante Berufe sind. Sie wären allerdings meiner Meinung nach nichts für mich. Gerade die Abendeinsätze bei großen Konzerten, aber auch das ständige Herumfahren zu Kund*innen macht für mich den Beruf tendenziell eher unattraktiv. Aber was mich an dem Beruf fasziniert ist die Kombination von Musik und gleichzeitig auch handwerklicher Tätigkeit.

Quellen:
Günther Babel: Das Handbuch der Tasteninstrumente. Orbis Verlag München 1991. ISBN 3-572-00592-2

www.westislandmusicacademy.com, abgerufen am 12.11.2024

www.ows-lb.de, abgerufen am 13.11.2024

www.bdk-piano.de, abgerufen am 16.11.2024

www.web.arbeitsagentur.de, abgerufen am 17.11.2024

www.de.wikipedia.de, abgerufen am 12.11.2024; 13.11.2024; 16.11.2024

www.klavierhaus-meyer.de, abgerufen am 16.11.2024; 19.11.2024

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